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AutorenbildAstrid Wahl

Waldbaden - oder meine Liebeserklärung an den Wald


Schon beim Aufwachen wusste ich, dass ich ans Wasser muss. Ich wollte es sehen, riechen und hören. Doch stattdessen setzte ich mich an die Arbeit und fühlte mich bereits mittags sehr gestresst. Vieles klappt nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es wurde Zeit, eine Pause einzulegen.

Ich beschloss mit unserem Hund Lupo um meinen Lieblingsweiher zu laufen.

Wesentlich zeitintensiver als unsere üblichen Spaziergänge lag ein Rundweg von ungefähr sieben Kilometern vor uns. Um neue Energie aufzutanken, gönnte ich mir also eine kleine Auszeit vom Alltag und wir machten uns auf den Weg.


An der flachen Stirnseite des Weihers befindet sich eine Bank, auf der ich Ruhe suchen wollte. Die Bank liegt auf halber Wegstrecke und somit wurde bereits der Weg unser Ziel. Ich genoss jeden meiner Schritte und erfreute mich mit allen Sinnen an der Natur. Ich fühlte mich wohl in der Stille der Einsamkeit.


Schmunzelnd dachte ich an »Waldbaden«, einem scheinbar neuen Trend, der von speziell ausgebildeten Kursleitern angeboten wird. Für jemanden, der ländlich in einer der waldreichsten Gegenden Deutschlands lebt und drei Mal am Tag mit seinem Hund nach draußen geht, klingt dies zunächst einmal amüsant. Ich befinde mich regelmäßig auf Spaziergängen im Wald und treffe in der Regel dort nicht eine Menschenseele.



Nun möchte ich geführtes Waldbaden hier nicht verhöhnen und habe mich darüber kurz informiert.

Beim Waldbaden kommt es darauf an, langsam durch den Wald zu spazieren und ihn mit allen Sinnen wahrzunehmen. Voller Achtsamkeit die Natur zu betrachten, sie riechen und wer mag auch schmecken. Die Umgebung intensiv erleben.

Die Luft ist reinigend, wohltuend und gesundheitsförderlich. Physisch wie auch psychisch. Killerzellen werden produktiver und der Blutdruck wird gesenkt, um nur wenige positive Auswirkungen aufzuzählen.



Okay. Buchenblätter habe ich noch keine probiert und Beeren gibt es noch nicht. Ich gehe meist recht schnellen Schrittes. Lupo und ich haben nun einmal unser Tempo, was aber nicht bedeutet, dass ich den Wald nicht wahrnehme.

Sehr oft bleibe ich stehen, um gewisse Ausblicke zu genießen. Bewundere die Buschwindröschen, betrachte das sattgrüne, samtige Moos zwischen den Bäumen. Halte an gewissen Stellen Ausschau nach Füchsen und Rotwild. Bewusst nehme ich den Duft wahr. Neben der kühlen, frischen Luft liebe ich besonders das Zwitschern und den Gesang der Vögel, der mich hier draußen immerzu umgibt.


Ich bin hier in Wittgenstein geboren und aufgewachsen und kenne nur dieses Landleben inmitten des Rothaargebirges. Ich kann mir nicht vorstellen, mich den ganzen Tag in einer Stadt zu bewegen. Für mich ist es eine Normalität, die ich dennoch als großen Luxus betrachte, den ich jeden Tag erleben darf. Und während ich diese Zeilen schreibe, werde ich noch dankbarer darüber.

Nur schwer kann ich mir vorstellen, dass für viele Menschen ein Waldbesuch etwas Neuartiges darstellt und nicht zu ihrem alltäglichen Leben gehört.



Wir spazierten weiter und die ersten kleineren, vorgelagerten Weiher blitzten zwischen den Bäumen hindurch. Glücksgefühle durchströmten meinen Köper. Endlich Wasser. Ich glaube, mein Fernweh geht momentan mit mir durch. Nicht ohne Grund verbringen wir alljährlich unsere Urlaube an Gewässern, vorzugsweise am Meer.


Die kleinen Wellen plätscherten an das flache Ufer und erinnerten an ein Meditationsvideo. Ich setzte mich auf die Bank, blickte auf die glitzernde Oberfläche des Weihers und die allerletzte Unruhe in mir verschwand. Wie immer hatte sich der weite Weg hierher gelohnt. Ich genoss die wohltuende Kraft des Wassers, hier auf »meiner« Bank.



Wir setzten unseren Rundweg entlang der kleinen Weiher fort. Entzückt betrachtet und fotografierte ich ein Entenhäuschen. Angeleint witterte Lupo aufgeregt sämtliche Waldbewohner in dem Feuchtgebiet am Wegesrand. Noch vor mir erspähte er ein schwimmendes Entenpaar und sprang an der Leine ein Stückweit nach vorne. Zu gerne hätte er sie gejagt.


Der Wald gehört den Tieren und es ist unsere Pflicht, ihre Ruhe nicht zu stören.


Dann bot sich mir noch eine ganz besondere Überraschung, als sich ein majestätischer Graureiher in die Lüfte erhob. Voller Bewunderung sah ich ihm fasziniert nach.



Mit einem gereinigten Geist und einer wohltuenden Anstrengung in den Muskeln kehrte ich zu meinem Auto zurück. Ich hatte die richtige Entscheidung getroffen und erinnere mich gerne an diesen besonderen Waldspaziergang, den ich gemeinsam mit Lupo erleben durfte.


Herzliche Grüße,

eure Astrid❤️




55 Ansichten2 Kommentare

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2 Comments


Guest
Apr 22, 2024

Für mich ein Highlight, Deine Liebeserklärung an unseren Wald! 😍

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Astrid Wahl
Astrid Wahl
Apr 24, 2024
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Vielen Dank, ich freue mich sehr darüber😍

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